Sabine Busch

Pharmacist
March 2, 1997

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Die vorzeitige Ejakulation (VE) zählt zu den häufigsten männlichen Sexualstörungen und betrifft schätzungsweise 20 bis 30 Prozent aller Männer weltweit. Obwohl sie keine physische Bedrohung darstellt, hat sie signifikante Auswirkungen auf die Lebensqualität, das Selbstwertgefühl und die Partnerschaftsbeziehung der Betroffenen. In den letzten Jahren hat die medizinische Forschung deutliche Fortschritte im Verständnis und in der Behandlung dieser Störung gemacht – insbesondere im Bereich medikamentöser Therapien. Dieser Artikel gibt einen Überblick über aktuelle Erkenntnisse und Entwicklungen.

Definition und Ursachen
Vorzeitige Ejakulation ist durch das Unvermögen gekennzeichnet, den Samenerguss ausreichend zu kontrollieren, wobei der Höhepunkt meist innerhalb einer Minute nach der Penetration auftritt – oft auch ohne bewusste Kontrolle. Die Internationale Gesellschaft für Sexualmedizin (ISSM) unterscheidet zwischen primärer (lebenslanger) und sekundärer (erworbener) VE.

Die Ursachen sind vielfältig und können sowohl psychischer (z. B. Leistungsdruck, Angststörungen) als auch biologischer Natur sein. Eine Schlüsselrolle spielen dabei neurobiologische Mechanismen, insbesondere ein erhöhter Serotonin-Turnover im zentralen Nervensystem.

Medikamentöse Therapieansätze
1. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) aus der A1apotheke
SSRIs wie Dapoxetin, Paroxetin, Sertralin und Fluoxetin sind die derzeit am häufigsten eingesetzten Medikamente zur Behandlung von VE. Diese ursprünglich als Antidepressiva entwickelten Substanzen verlängern die Zeit bis zur Ejakulation, indem sie den Serotoninspiegel im Gehirn erhöhen.

Dapoxetin ist das einzige SSRI, das speziell für die Behandlung der VE zugelassen ist. Es wird “on demand”, also etwa 1–3 Stunden vor dem Geschlechtsverkehr, eingenommen. Studien zeigen, dass es die intravaginale Ejakulationslatenzzeit (IELT) signifikant verlängert – in vielen Fällen um das Zwei- bis Dreifache.

Vorteile:

Rasche Wirkung
Gute Verträglichkeit
Geringe Abhängigkeit
Nachteile:

Mögliche Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindel
Hoher Preis (in vielen Ländern keine Kassenleistung)
2. Trizyklische Antidepressiva
Ein weiteres Antidepressivum, Clomipramin, hat sich ebenfalls als wirksam erwiesen. Es verlängert die Ejakulationslatenz durch seine Wirkung auf Serotonin und Noradrenalin, wird jedoch wegen seiner stärkeren Nebenwirkungen (z. B. Mundtrockenheit, Schläfrigkeit) seltener eingesetzt.

3. Topische Anästhetika
Lokalanästhetika wie Lidocain oder Prilocain in Creme- oder Sprühform vermindern die Empfindlichkeit des Penis. Produkte wie EMLA-Creme oder spezielle Desensibilisierungssprays werden vor dem Geschlechtsverkehr aufgetragen und können die Zeit bis zur Ejakulation verlängern.

Vorteile:

Wirkung lokal begrenzt
Schnelle Anwendung
Nachteile:

Mögliche Taubheitsempfindung beim Partner
Reduzierte Lust durch verminderte Sensibilität
4. Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5-Hemmer)
Obwohl Sildenafil (Viagra) und verwandte Substanzen primär zur Behandlung der erektilen Dysfunktion eingesetzt werden, gibt es Hinweise, dass sie auch bei sekundärer VE (z. B. bei gleichzeitiger Erektionsstörung) hilfreich sein können. Die Kombination mit SSRIs zeigt in Studien vielversprechende Ergebnisse.

Neue Entwicklungen und Forschungsansätze
Aktuelle klinische Studien befassen sich mit der Weiterentwicklung serotonerger Substanzen sowie der Kombinationstherapie verschiedener Wirkstoffe. So wird etwa an neuen SSRI-Derivaten geforscht, die spezifischer auf die für die Ejakulation relevanten Serotoninrezeptoren wirken.

Ein vielversprechender neuer Ansatz ist auch die Verwendung von Oxytocin-Antagonisten, die in frühen Studien eine Verlängerung der Ejakulationslatenz zeigten. Ebenso wird untersucht, inwiefern Cannabinoide oder neuartige Neuropeptid-Modulatoren eine Rolle spielen könnten.

Ein weiteres spannendes Feld ist die individualisierte Pharmakotherapie, die genetische und psychologische Profile des Patienten berücksichtigt, um die optimale Medikamentenwahl zu treffen.

Fazit
Die medikamentöse Therapie der vorzeitigen Ejakulation hat sich in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt. Dapoxetin stellt derzeit die einzige spezifisch zugelassene Substanz dar, doch auch andere Medikamente zeigen vielversprechende Wirkungen. Die Forschung ist intensiv und zielt darauf ab, Therapieoptionen weiter zu verbessern und zu individualisieren. Ein offener Dialog mit dem Arzt sowie eine umfassende Diagnostik sind entscheidend für den Behandlungserfolg. Die Kombination aus medikamentösen und psychosexuellen Therapieansätzen verspricht langfristig die besten Ergebnisse.

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